Nachhaltige Mobilität im Europaquartier
Als Werkstudent habe ich Ende 2021 meine Masterarbeit im Studiengang „Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung“ an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst über ein aktuelles NLG-Projekt geschrieben: das Europaquartier in Göttingen. Das 11,2 ha große Wohnquartier soll im Stadtteil Holtenser Berg im Nordwesten der Stadt entstehen.
Die Arbeit trug den Titel „Entwicklung eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes für das Europaquartier in Göttingen unter besonderer Berücksichtigung der DGNB-Zertifizierung“.
Gerade in Neubaugebieten lassen sich auch neue Maßstäbe für eine nachhaltige Mobilität setzen. Mit dem Umzug in eine andere Wohnung bzw. an einen anderen Ort geht für die meisten Menschen eine Veränderung der täglichen Routine einher. Dieser Umbruch bietet die große Chance, neue Wege aufzuzeigen, wie die eigene Mobilität zukünftig aussehen soll.
Die zentralen Fragestellungen der Arbeit
- Wie kann die Mobilität im Quartier nachhaltig gestaltet werden?
- Welchen Beitrag kann die DGNB-Zertifizierung zu einer nachhaltigen Mobilität leisten?
Im theoretischen Teil habe ich mich mit Statistiken, Großtrends der Mobilität (Elektrifizierung, Automatisierung, „Shared Mobility“) sowie Strategien nachhaltiger Mobilität im Stadtquartier beschäftigt. Besonders spannend waren dabei innovative Ansätze wie urbane Seilbahnsysteme, „Urban Air Mobility“ (Flugtaxis) oder Fahrsteige wie der „Gran Via de Vigo“. Im empirischen Teil habe ich Experteninterviews mit den beteiligten Akteuren durchgeführt.
Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität
Als zentrales Ergebnis habe ich festgehalten, dass ein autoreduziertes und verkehrsberuhigtes Wohnquartier entstehen soll. Hierfür sollen die Parkmöglichkeiten in einer Quartiersgarage mit ausreichend Lademöglichkeiten für E-Autos am Quartiersrand gebündelt werden. Im Bereich des ÖPNV, welcher in Göttingen auf den Busverkehr beschränkt ist, soll ein attraktiver 10-Minuten-Takt und ein freiwilliges Mieterticket angeboten werden. Außerdem braucht es attraktive Rad- und Fußwege, eine bessere übergeordnete Radverkehrsanbindung sowie komfortable und sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Ein stationäres Carsharing-Angebot und ein Lastenradverleih sollen die Mobilitätsangebote ergänzen.
Eine Zertifizierung leistet einen Beitrag zur Qualitätssicherung und übertrifft gesetzliche Standards. Die einzuhaltenden Kriterien dienen der Zielharmonisierung und Strukturierung des Planungsprozesses, wodurch Investitionen und eine Imagesteigerung für das Quartier ermöglicht werden.
DGNB Vorzertifikat: Gold
Im Oktober 2022 wurde das Europaquartier von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen als nachhaltiges Stadtquartier mit dem DGNB Vorzertifikat in Gold ausgezeichnet.
Die Verleihung fand auf der EXPO REAL, der führenden internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen, in München statt (hier geht es zum Artikel).
Das Projekt kommt gut an
Auf der Real Estate Arena 2023 in Hannover war das Europaquartier das Highlight des Standes der Stadt Göttingen.
Studierende erkundigten sich über das Großprojekt und NLG-Mitarbeiterin Zeljka Kalytta erkläuterte u. A. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay die Planungen.
Und auf der EXPO REAL 2023 zeigte Bundesbauministerin Klara Geywitz ebenfalls großes Interesse am Projekt. Oberbürgermeisterin Petra Broistedt, Stadtbaurat Frithjof Look sowie Zeljka Kalytta und Frank Bauer aus unserer Geschäftsstelle in Göttingen diskutierten mit der Ministerin anhand des Models das Bauvorhaben.
Zusammengefasst hat es mir viel Spaß gemacht, über ein praxisbezogenes Projekt zu schreiben und das NLG-Team hat mich dabei super betreut. Ich bin gespannt, wie das fertige Quartier aussehen wird!
Tim Golenia (Projektmitarbeiter in der Stadt- und Regionalentwicklung in der NLG-Geschäftsstelle Göttingen)